Nach langer Zeit wieder ein Präsenz-Workshop – alleine das wirkt wie ein außergewöhnliches Experiment nach den Pandemie-bedingten Lockdowns. Das steht aber nicht im Fokus des Workshops am 24.07.21 für die Bosch Alumni an diesem Tag; es geht darum „Runde Tische“ und insbesondere die Rolle der Moderation in Beteiligungsprozessen zu erkunden.
Runde Tische – Das Konzept
Als Breuninger Stiftung sind wir überzeugt, dass zukunftsfähige Lösungen nur entstehen, wenn alle relevanten Beteiligten zusammenkommen, ihre Meinung formulieren und aktiv an der Gestaltung einer Lösung mitarbeiten, welche die Erfahrung und Interessen aller Akteure berücksichtigt. Das sind wesentliche Eckpunkte für das Konzept der Runden Tische.
„Der Runden Tisch soll allen Teilnehmern eine gleichberechtigte Teilhabe ermöglichen. Das Ziel besteht darin, einen Ausgleich bzw. Konsens zwischen verschiedenen widerstreitenden Interessen zu finden, der von allen getragen wird.“
Quelle: Beteiligungskompass
Das Experiment – Einblicke ins Workshop-Planspiel
Soweit zu den Runden Tischen in der Theorie… Aber kann das auch in der Praxis funktionieren? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, führen die Workshop-Teilnehmerinnen ein Experiment durch: Im Planspiel schlüpfen sie in die Rolle von Moderator:innen am Runden Tisch und den beteiligten Akteuren mit dem Ziel, gemeinsam eine Lösung zu finden. Die Aufgabe lautet ähnlich, wie sie aktuell viele Akteure im Bereich des bürgerschaftlichen Engagements umtreibt: Wie können wir bürgerschaftlich Engagierten für ihr Engagement danken und einen gemeinsamen Wiedereinstieg ins Engagement mit / nach Corona planen?

Im Planspiel treffen so die Freiwilligenagentur, die Stadtverwaltung, Vertreter:innen vom örtlichen Sportverein, der Nachbarschaftshilfe und der Bürgerstiftung zusammen – mit einigen Überraschungseffekten und Aha-Momenten.

Die Rolle der Moderation in Beteiligungsprozessen
Die Planspiel-Sequenz startete mit mehr Reibung als gedacht; selbst bei einem Thema, bei dem vermeintlich keine Konflikte zu erwarten sind, zeigte sich doch schnell, dass es sehr unterschiedliche Befindlichkeiten und Bedarfe bei den Akteuren gibt, die für eine gute Lösung zusammengeführt werden müssen.
In der Auswertung haben die Workshop-Teilnehmerinnen dabei vor allem die Bedeutung und die Rolle der Moderation für gelingende Beteiligungsprozesse reflektiert. Hilfreich ist es auf jeden Fall, als Moderation eine neutrale bzw. überparteiliche Haltung beizubehalten, die der Rolle eines Schäferhundes ähnelt. Außerdem kann auch helfen, als Moderation die Haltung von Gastgeber:innen einzunehmen. Wer mehr dazu erfahren möchte, kann sich unsere Impulse zu den „Vier Grundsätzen der Moderation“ hier ansehen: „Von Rechenkünstler*innen und Schäferhunden“
Die Erkenntnisse des Planspiels sind auch ins Grafic Rercording eingeflossen, das außerdem zeigt, welche Programmpunkte für die Bosch-Alumni noch auf dem Programm standen.

Unterstützung für Moderator:innen in Beteiligungsprozessen
Die Breuninger Stiftung unterstützt mit ihren Angeboten Menschen, die selbst gerne Beteiligungsprozesse moderieren und voranbringen möchten. Dafür wurden verschiedene Formate entwickelt. Das Beteiligungslabor bietet beispielsweise eine sehr umfangreiche Begleitung auf dem Weg in die Rolle der Moderation in Beteiligungsprozessen. Bei BETEILIGUNG 2 GO möchten wir gezielt gut verdauliche Häppchen, Tipps und Tricks zum Thema Beteiligung und Moderation mitgeben und Appetit auf mehr Beteiligung machen. Wir haben für den Herbst spannende Themen im Angebot: Als nächstes steht das Thema „Umgang mit herausfordernden Teilnehmer:innen“ und „Entscheidungsfindung in der Gruppe“ auf der Speisekarte. Hier geht’s zu Anmeldung!
Der Experimentierraum
Der Ort passte ideal zum Beteiligungsexperiment des Workshops. Ob im Kleinen oder im Großen – hier können Ideen wachsen und Menschen gemeinsam etwas entwickeln. In einem ehemaligen Waschsalon, gab es einen großen Wechsel: statt waschen, trocknen, bügeln steht hier jetzt begegnen, austauschen, entwickeln auf dem Programm. Dabei war der Weg vom Waschsalon zum Experimentierraum selbst ein beteiligungsorientiertes Experiment. Der Experimentierraum ist ein Meilenstein auf dem Weg zu einem „Haus des Engagements“ in Stuttgart. Zielgruppe für die Nutzung ist die Zivilgesellschaft: Initiativen, Gruppen, Organisationen, Vereine, Unternehmen und Stiftungen aus dem bürgerschaftlichen Engagement. Sie kommen aus der Nachbarschaft und aus Stuttgart. Träger des Raums sind die Bürgerstiftung Stuttgart, die Landeshauptstadt Stuttgart und das Freiwilligenzentrum Caleidoskop.
Kooperation mit dem Bosch Alumni Netzwerk
Das Bosch Alumni Network verbindet ehemalige und aktuelle Stipendiaten, geförderte Personen sowie Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Robert Bosch Stiftung und ihrer Partnerorganisationen. Die Vernetzung von Menschen mit gemeinsamen Interessen aus unterschiedlichen Bereichen der Gesellschaft stärkt den transsektoralen Austausch und die internationale Zusammenarbeit.
Wir haben uns sehr gefreut, dass wir den Workshop der Bosch Alumni bereichern durften und haben den spannenden Austausch „live -echt- und in Farbe“ sehr genossen.